Radfahren in Taipeh

Noch vor zwei Jahren sah man in Taipeh so gut wie keine Radfahrer. In der Stadt fuhren lediglich Kinder und wenige ältere Menschen. Ansonsten schwang man sich lediglich als Freizeitsport im grünen Umland auf den Drahtesel. Das hat sich mit Einführung des Mietradsystems YouBike komplett geändert. Obendrein fahren seitdem viel mehr Menschen mit dem eigenen Rad von A nach B. Wegen der Hitze liegt das Tempo deutlich unter deutschem Schnitt. Selbst an Rennradlern bleibt man mit den kleinen 3-Gang-Mieträdern problemlos dran.

Radweg am Keelung River

Mietstationen befinden sich in Taipeh etwa alle 200 bis 300 Meter an den Hauptstraßen sowie an fast allen U-Bahn-Stationen. Zum Ausleihen besorgt man sich am besten eine Easycard. Die aufladbare, kontaktlose Prepaid-Karte dient neben MRT und Bus auch zum Bezahlen der Räder. Dafür muss man sie aber noch auf der YouBike-Webseite kostenfrei registrieren. Dort gibt es auch einen interaktiven Stadtplan mit den nächstgelegenen Stationen inklusive der Zahlen für die jeweils vorhandenen Räder und die freien Stellplätze. Für unterwegs bietet Youbike auch eine chinesischsprachige App an.

Vor dem Ausleihen prüft man kurz Reifendruck, Bremsen und Licht. Anschließend öffnet sich das Schloss durch Auflegen der EasyCard. Die Räder sind mit einer 3-Gang-Nabenschaltung, Nabendynamo mit Standlichtfunktion, einem Lenkerkörbchen und einem Stahlseil-Schloss ausgestattet. Die ersten 30 Minuten sind frei, danach kostet es pro halbe Stunde 10 NT (25 Eurocent).

Das Radwegenetz ist zum Vorjahr enorm gewachsen. Am schönsten sind die asphaltierten Radwege entlang der Flüsse. Dabei sollte man beachten, dass diese vor der Hochwasserschutzmauer verlaufen und es deshalb nur etwa aller 1000 Meter ein Durchlass zur übrigen Stadt gibt. Entlang einiger großen Straßen führen bereits abgetrennte Radwege, diese sind unter anderem auf der Taipei City Cycling Map 2 (10 MByte PDF) verzeichnet.

Auf vielen der breiteren Fußwege darf man ebenfalls Radfahren, muss dabei jedoch zu jeder Zeit auf einparkende Mopeds und unaufmerksame Smartphone-Nutzern Rücksicht nehmen. Auf der Straße fährt es sich deutlich schneller. Im Unterschied zu Deutschland werden Radfahrer dabei von motorisierten Verkehrsteilnehmern aber weder angehupt noch geschnitten. Lediglich die grundsätzlich dichtere Fahrweise mit wenigen Dezimetern Abstand ist für Europäer etwas gewöhnungsbedürftig.